credits
CHOREOGRAPHIE Ioannis Mandafounis
TANZ Tänzer*innen der Dresden Frankfurt Dance Company, Tanzstudierende der Palucca Hochschule für Tanz
CHOREOGRAFISCHE ASSISTENZ Pauline Huguet
DRAMATURGIE Philipp Scholtysik
MUSIK Emanuele Piras (Maestrale)
BÜHNE UND LICHT Ioannis Mandafounis
KOSTÜME Thomas Bradley
PROBENLEITUNG Smaralia Karakosta
PROBENLEITUNG MIT DEN TANZ-STUDIERENDEN Nastia Ivanova, Thomas Bradley
„Join“ ist ein Abenteuer – und noch ein Abenteuer. Das Ensemble der Dresden Frankfurt Dance Company arbeitet nun seit einem Jahr mit der Methode von Ioannis Mandafounis: Live-Choreografie. Die Tänzer*innen kreieren in jeder Aufführung live auf der Bühne aus ihren Körpern, Bewegungen und Aktionen eine improvisierte Choreografie. Diese Arbeit sieht heute anders aus als zu Anfang. Live-Choreografie ist keine Methode, die sich auf eine Liste von Regeln reduzieren lässt. Die Tools, aus denen die Methode „besteht“ sind eher wie ein Zaun um einen Gemüsegarten. Der Zaun hält alles zusammen, aber er bestimmt nicht, was genau in dem Garten wächst. Das hängt von den einzelnen Pflanzen ab, und wie sie sich entwickeln. Und es braucht Zeit.
Jetzt nach einem Jahr gemeinsamer Arbeit schlägt das Ensemble ein neues Kapitel auf. Es geht um eine andere Fokussierung der Aufmerksamkeit. Indem die Tänzer*innen Impulse und Informationen in sich aufnehmen, ohne sofort zu reagieren, entsteht ein anderer Rhythmus, der sehr viel langsamere Sequenzen hervorbringt. Langsamkeit ist dabei kein Selbstzweck. Das eigentliche Ziel ist die Dichte und Tiefe, die so entstehen kann. Das ist das erste Abenteuer.
Für das Projekt „Join“ arbeitet die DFDC mit der Palucca Hochschule für Tanz Dresden zusammen. In einem ausführlichen Probenprozess haben Tanz-Studierende der Hochschule gelernt, die Methode von Ioannis Mandafounis zu tanzen. Darüber hinaus haben sie eine Reihe choreografierter Bilder einstudiert. Auf der Bühne treffen nun Studierende und Tänzer*innen des Ensembles aufeinander, ebenso wie festgelegte Bilder und improvisierte Szenen. Das ist das zweite Abenteuer.
Alles bewegt dich und du bewegst alles
Gespräch mit den Studierenden Catherine Rinehart Beer, Patrick Liam Short und Liam Meier.
Philipp Scholtysik: Welche Erfahrungen habt ihr mit der Methode von Ioannis Mandafounis gemacht?
Catherine Rinehart Beer: Bei der Methode selbst geht es darum, offen zu sein für die Menschen um einen herum und auch für die Menschen im Publikum. Ich würde sagen, deshalb haben wir alle eine großartige Erfahrung gemacht, weil es sehr einladend war.
Patrick Liam Short: Für mich war es wirklich herzöffnend, im wahrsten Sinne des Wortes, denn es wird viel darüber gesprochen, wie man sein Herz und seine Augen öffnet. Obwohl das einfach zu sein scheint, ist es sehr, sehr schwer, das jeden Tag zu tun. Für mich war es auch wirklich – nicht therapeutisch, aber an manchen Tagen kommt man rein und hat das Gefühl, dass man so viel rauslassen kann. Es geht immer darum, was man den anderen Tänzer*innen und dem Publikum gibt, es geht nicht darum, wie man sich beim Tanzen fühlt, darum geht es nie. Für mich war es sehr, sehr schön, diese Erfahrung zu machen und daraus zu lernen – sehr herausfordernd, anspruchsvoll, aber am Ende macht es Spaß und ja, wie sagt man?
CRB: Erhebend.
PLS: Ja, wirklich erhebend und ein großer Schritt im Sinne von Fortschritt.
LM: Die physische Intensität der Technik ist sehr hoch. Aber sie erschöpft dich nicht, sie gibt dir mehr, du fühlst dich am Ende des Tages energiegeladen, obwohl es eine körperlich sehr anspruchsvolle Technik ist. Denn man entscheidet nicht, wohin die Bewegung geht, man folgt ihr einfach, und wenn sie einen an einen verrückten Punkt führt, dann muss man damit umgehen, es mit seinem Körper und seiner Müdigkeit und all dem in Einklang bringen.
PS: Habt ihr etwas für euch entdeckt, was ihr vorher nicht wusstet?
LM: Beim Tanzen geht es nicht um dich, sondern darum, die Wände, den Boden und die Decke zu bewegen. Alles bewegt dich und du bewegst alles auf einmal. Diese Bewegung des Raums war für mich etwas, das ich durch die Technik entdeckt habe.
PLS: Ich würde nicht sagen, dass ich etwas entdeckt habe, von dem ich nicht wusste, dass es das gibt. Ich nehme besonders mit, dass es nicht zum Beispiel auf die höchsten Beine, die coolsten Drehungen oder irgend so etwas ankommt. Es kann eine ganz einfache Sache sein, eine zarte Berührung, die kann einen ganzen Zyklus von Improvisation in Gang setzen.
PS: Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit mit der Methode von dem, was ihr in Ihrem Studium sonst macht?
PLS: Ich würde sagen, die Freiheit ist anders. Aber ich denke, wenn ich an einer anderen Schule gewesen wäre und uns dieses Projekt ermöglicht worden wäre, hätte ich nicht die nötigen Mittel gehabt.
LM: Ich denke, Palucca hat wirklich eine Art und Weise, Menschen zusammenzubringen, die sehr unterschiedlich sind. Man wird so gesehen, wie man ist, und ich denke, dass das ein wirklich wichtiger Teil dieses Prozesses und dieses Projekts ist. Es geht um die Authentizität, um Verletzlichkeit und so weiter. Palucca ist ein guter Ort, um zu finden, wer man ist, und dann ist es in diesem Projekt einfacher, wirklich etwas zu geben.
CRB: Ich glaube, die Methode dreht den Spieß wirklich um, wenn es darum geht, die Körperlichkeit zur Unterstützung der eigenen Person und der eigenen Individualität zu nutzen und für das, was man emotional zu sagen hat. Im Gegensatz dazu, wie es zum Beispiel im Ballett oder in anderen Formen des modernen Tanzes für mich eher ist: Als ob die Seele und das eigene Empfinden die Bewegung unterstützen soll. Das ist für mich der große Unterschied.
PS: Gibt es etwas, das euch überrascht hat?
LM: Man erwartet nicht, dass es einem schwer fällt, die Augen offen zu halten, denn die Augen sind ja immer offen. Aber nicht nur auf etwas zu schauen, sondern auch durch etwas hindurchzusehen und wahrzunehmen, was vor einem ist und was neben einem ist und alles dazwischen auf einmal, das war schon überraschend schwierig.
PS: Wie stellt ihr euch vor, dass diese Erfahrung eure Zukunft beeinflussen könnte?
CRB: Ich denke, es ist definitiv etwas, das uns alle beeinflussen wird. Es ist etwas, das über sich selbst hinausweißt. Die Philosophien, die hinter der Technik stehen, sind meiner Meinung nach etwas sehr Wichtiges, das eine Spur in unserem ganzen Leben hinterlassen kann. Sie werden uns helfen, in der Welt des Tanzes auf einer grundlegenden Ebene bessere Menschen zu sein.
Begleitprogramm
Premierenparty
am 19.09.2024
Im Anschluss an die Vorstellung laden wir herzlich zur Premierenparty ein.
Einführung
am 21.09.2024
Erfahren Sie mehr über die Hintergründe der Produktion und die beteiligten Künstler*innen.
Nachgespräch
am 22.09.2024
Dramaturg Philipp Scholtysik spricht mit Ioannis Mandafounis und Tänzer*innen über die Künstlerische Arbeit „Join“.
Nachgespräch
am 26.09.2024
Programmleiter André Schallenberg (HELLERAU) spricht mit Ioannis Mandafounis und Tänzer*innen über die Künstlerische Arbeit „Join“.
Begleitprogramm - Vorträge
Mit Kunst Die Welt Retten?
am 20.09.2024, 19 Uhr, Festspielhaus HELLERAU
Nicola Bramkamp, Artistic Director von SAVE THE WORLD
Obwohl das Theater seit seiner Entstehung von fast nichts anderem als von Krisen und Katastrophen handelt, tun wir uns schwer damit, die richtigen Narrative für die Klimakatastrophe zu finden. Was bedeutet die Klimakrise für die Künstler*innen, das Publikum, die Kulturverwaltungen und mögliche neue Fördergrundsätze? Wie müssen sich die Kulturinstitutionen verändern, um innerhalb der planetaren Grenzen zu wirtschaften. Und ist es überhaupt die Aufgabe der Kunst, sich im Kampf gegen die Klimakrise zu engagieren? Wie man trotz all dieser Fragen gut gelaunt Kunst machen kann, davon berichtet Nicola Bramkamp in ihrer Keynote.
Narrative der Klimakrise
am 28.09.2024, 19 Uhr, Festspielhaus HELLERAU
Carolin Grumbach vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Die Klimakrise BEWEGT uns alle – sie bewegt Sie, die Besucher*innen, sie bewegt Theater und sie bewegt Tänzer*innen. Carolin Grumbach, Wissenschaftlerin in der Modellierung von Umwelt- und Klimasystemen am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung und am Institut für Umweltsystemforschung in Osnabrück, und selber Tänzerin und Choreografin, beschäftigt sich unter anderem mit einem Neudenken von Narrativen über den Klimawandel, Freiheit und Wohlstand. Sie möchte sich mit Ihnen darüber austauschen, welche Kraft darin liegt, wie wir über die Klimakrise sprechen und was jede*r Einzelne von uns BEWEGEN kann.
Begleitprogramm - Workshops
Interspecies awareness Workshop mit Rosalind Masson
21.09.2024, 16 Uhr, Festspielhaus HELLERAU
Geleitet von Tanzkünstlerin und Choreografin Rosalind Masson /Anima(l)[us], können Teilnehmer*innen ein vertieftes Gefühl für sich selbst in Verbindung mit anderen Lebensformen während diesem Workshop erfahren.
Recycled Information Workshop mit Charles A. Washington
21.09.2024, 16 Uhr, Festspielhaus HELLERAU
In diesem Workshop mit Choreograf und Tänzer Charles A. Washington werden die Teilnehmer*innen angeleitet, Informationen über ihr Leben zu entdecken, indem sie die Empfindungen in ihrem Körper wahrnehmen. Welche Informationen enthält unser Körper über uns? Wo leben Fiktion und Phantasie in uns?
Floating in the deep sea – Bewegungsworkshop mit Marlene Helling
28.09.2024, 17 Uhr, Festspielhaus HELLERAU
Der Bewegungsworkshop mit Performerin Marlene Helling
beschäftigt sich mit der Thematik des Tiefseebergbaus und dem Konzept des Hydrofeminismus
Let’s Dance! – Tanzworkshop für Kinder
28. & 29.09.2024, 10:30 – 13:00 Uhr, Festspielhaus HELLERAU
Der Workshop für Kinder von 8–12 Jahren vermittelt coole Moves und stärkt die eigene Ausdrucksfähigkeit.
Dresden Frankfurt Dance Company
Wir sind ein zeitgenössisches Tanzensemble unter der künstlerischen Leitung von Ioannis Mandafounis. Wir entwickeln, präsentieren und vermitteln Tanz mit dem Wunsch, Menschen zusammenzubringen, zu inspirieren und für Tanz zu begeistern. Ob durch energiegeladene, inspirierende Aufführungen oder intime, ruhige Momente – Tanz hat die Kraft, die unterschiedlichsten Menschen zu verbinden.
Wir vereinen zeitgenössisches Denken und Tanztradition, indem wir experimentieren und traditionelle Vorstellungen von Choreografie überdenken und weiterentwickeln. Eine zentrale Grundlage der Arbeit des Ensembles ist die von Ioannis Mandafounis entwickelte Methodik. Diese ermöglicht es den Tänzer*innen, aus ihren Körpern, Bewegungen und Aktionen in jeder Aufführung und jedem Moment neu live auf der Bühne eine Choreografie zu kreieren.
Ioannis Mandafounis
Ioannis Mandafounis wurde in Athen geboren und studierte Tanz am Pariser Konservatorium. Er war Tänzer beim Ballett der GöteborgsOperan, beim Nederlands Dans Theater II und bei The Forsythe Company. Bereits 2004 begann er seine Tätigkeit als Choreograf. Ab 2009 war er Mitglied des erfolgreichen Frankfurter Kollektivs mamaza. Zur gleichen Zeit leitete er seine eigene Company in der Schweiz und tourte weltweit.
Er entwickelte Auftragswerke für eine Vielzahl internationaler Kompanien, darunter das Ballet de l'Opéra de Lyon, das Grand Théâtre de Genève, Corpus des Royal Danish Ballets, das Greek National Opera Ballet, das Nationaltheater in Athen, das Theater Junge Generation Dresden, Norrdans, das Gärtnerplatztheater in München und das Regionteater Väst. Darüber hinaus wurden seine Choreografien weltweit in renommierten Theatern gezeigt.
Palucca Hochschule für Tanz Dresden
Als Pionierin des deutschen Ausdruckstanzes gründet Gret Palucca 1925 eine Schule auf der Grundlage ihrer Lehren, wobei die Palucca Schule ebenso als kleine Tournee-Tanzkompanie fungiert.
Freien Tanz zu vermitteln wird Palucca in der Zeit des Nationalsozialismus ab 1936 nicht mehr gestattet, 1939 wird die Schule geschlossen. Im Juli 1945 eröffnet Palucca ihre Schule in Dresden wieder, die 1949 verstaatlicht wird und den Status einer Fachschule für künstlerischen Tanz bekommt. Palucca entwickelt das Unterrichtsfach „Neuer Künstlerischer Tanz“, um ihren eigenen besonderen Stil als Unterrichtsgegenstand weiterhin im Lehrplan ihrer Schule behalten zu können. Während der DDR-Zeit dominiert der Klassische Tanz russischer Prägung die Ausbildung der Palucca Schule. Im Jahr 1957 entsteht der Schulneubau der Palucca Schule am Basteiplatz.
Im Jahr 2010 benennt sich die Palucca Schule um und heißt seitdem Palucca Hochschule für Tanz Dresden. Seit 2024 konzentriert sich die Hochschule unter der Leitung von Prof. Katharina Christl auf die gleichberechtigte Ausbildung in den drei Säulen Improvisation, Zeitgenössischer/Moderner Tanz und Klassischer Tanz. Im Mittelpunkt steht dabei stets das Individuum selbst.
Tänzer*innen der DFDC
Todd Baker
Thomas Bradley
Emanuele Co’
Audrey Dionis
Louella May Hogan
Nastia Ivanova
Marina Kladi
Noémie Larcheveque
Yan Leiva
Daniel Myers
Emanuele Piras
Solène Schnüringer
Ichiro Sugae
Ido Toledano
Samuel Young-Wright
Team DFDC
Martina Becker
ASSISTENTIN DER KAUFMÄNNISCHEN DIREKTORIN
Carolin Beyer
FREIWILLIGES SOZIALES JAHR (FSJ)
Lilli Christoph-Homberg
LEITUNG KOMMUNIKATION
Manuel Gaubatz
EDUCATION
Annika Glose
KAUFMÄNNISCHE DIREKTORIN
Jochen Göpfert
LICHT
Pauline Huguet
PROBENLEITUNG
Ronja Koch
MARKETING & ONLINEKOMMUNIKATION
Dietrich Krüger
TECHNISCHER DIREKTOR
Ioannis Mandafounis
KÜNSTLERISCHER DIREKTOR / CHOREOGRAF
Dorothee Merg
KOSTÜM
Rike Meyer
AUSZUBILDENDE MARKETINGKOMMUNIKATION
Julian Mommert
GASTSPIELE & KOPRODUKTIONEN
Victoria Patronas
WERKSTUDENTIN
Johanna Roggan
KOOPERATIONEN & NETZWERK
Edgar Röthig
TON
Sebastian Schackert
LICHT
Philipp Scholtysik
DRAMATURGIE
Martin Weinheimer
BÜHNE
Mette Windberg Baarup
KÜNSTLERISCHES BETRIEBSBÜRO
Studierende der Palucca Hochschule für Tanz Dresden
Finley Thomas Adams
Martin Balában
Lore Berleb
Xin-Yi Chiu
Martin Douglas Wilfried Cohen
Kamila Doda Riazuelo
Cooper Edwards
Antonio Ferrante
Harrison Fletcher
Mai Fujioka
Maria Luiza Fukaya
Sawyer Gambrel
Florian Enzo Gerhardt
Mel Guillas-Bernard
Serena Hidaka
Eiya Ishikawa
Anthony Juo
Kumiko Kagiwada
Diana Karpekova
Kseniya Kosava
Anna Krasnikova
Mariia Kravets
Madeleine Limmer
Garrett Lucero
Karina Makarenko
Clara Maklai
Karol Mancusi
Liam Meier
Simon Mikulásek
Izabella Maria Mönch
Luccio Navarro
Takatoshi Ohno
Chihiro Okita
Ella Jayde Ravat
Catherine Rinehart Beer
Nadiia Sakhno
Oriel Carissa Santoso
Carl Ferdinand Schmidhumer
Ben Schuffenhauer
Patrick Liam Short
Jana Solowjowa
Elias Stefanescu
Frida Stenvall
Tom Stratz
Simon Voitoux Puigrenier
Wilhelm Julius Waske
Maha Watanabe
Charlotte White
Cha Yeyool
Anka Yorimitsu
Momoka Yoshida
Förderer der DFDC
Die Dresden Frankfurt Dance Company wird gefördert durch die Landeshauptstadt Dresden und den Freistaat Sachsen sowie die Stadt Frankfurt am Main und das Land Hessen.
Impressum
Fotos
Kampagnenbilder: Sitara Thalia Ambrosio
Probenfotos Dresden: Stephan Floss
Probenfotos Frankfurt: De-Da Productions
Weitere Fotos: DFDC
Texte
Philipp Scholtysik
Redaktion
Lilli Christoph-Homberg, Carolin Beyer, Sophie Koch